09.05.11

So, ich habe mich ja schon länger nicht mehr gemeldet, also wird es jetzt mal wieder Zeit, denn ich möchte auch gerne über das Osterfest in  Chile, und ein Wochenende im Nationalpark berichten. Fuer meine Kinder bestand Ostern eigentlich nur darin, Brot mit Trauben zu essen, und die Ostergeschichte auf etwas verstaendlichere Weise erklaert zu bekommen, wobei ich nicht wirklich glaube, dass die Kinder am Ende verstanden haben, wer Jesus wirklich ist, ich meine sie sind ja erst 2 Jahre alt. Auf jeden Fall, war es ganz schoen, vor allem der Nachmittag mit den Eltern, zu denen ich schon ein echt gutes Verhaeltnis habe.

Freitag war auch bei uns, Gott sei Dank Feiertag, was ich natuerlich gleich nutzte, um einen Ausflug zu machen. Ich beschloss mit Simon, einem anderen FW in den Nationalpark Altos de Lircay bei Talca zu fahren. Meinen Rucksack packte ich natuerlich dementsprechend, schliesslich ist es im Sueden nicht gerade warm, und im Winter regnet es auch ziemlich haeufig. Als wir dann im Park ankamen, dann die erste boese Ueberraschung alles war voller Schnee. Wir dachten uns noch nichts dabei und traten unsere Wanderung an. Die Sonne schien, und es sah alles wie im Winterwunderland aus. Als wir allerdings in den Wald kamen, war das ganze nicht mehr so lustig, denn der Schnee auf den Baeumen fing an zu tauen, was dazu fuehrte, dass wir am Ende unserer Wanderung pitschnass waren. Der Weg führte uns immer weiter hinauf auf die Hochebene, und erforderte somit einiges an Kondition, was aber noch zu bewältigen war. Am Abend kamen wir dann im Lager an, wo wir unser Zelt aufschlagen wollten. Es gab einen kleinen Unterstand aus Holz, auf dem man ca. 3 Zelte aufbauen konnte, und auf dem wir uns noch einen Platz sichern konnten, d.h. wir mussten unser Zelt nicht im Schnee aufbauen. Sonst gab es dort nichts, nur noch einen Fluss, aus dem man sich Wasser holen konnte, keine Duschen, kein Wc. Uns war eiskalt, ich zitterte am ganzen Körper, spürte meine Füße und Hände kaum noch. Wir machten uns daran das Zelt aufzubauen, was mit tauben Händen etwas schwierig war. Als wir das Zelt aufgestellt hatten, merkten wir, dass die Plane, die am über das Zelt streift fehlte (wir hatten das Zelt vorher einem Freund ausgeliehen). Das Zelt war somit nicht mehr gegen Wind und Regen/Schnee geschützt. Aber wir konnten schließlich nichts tun, und mussten versuchen so klarzukommen. Wir machten uns noch einen heißen Tee, was wirklich sehr gut tat, und versuchten dann zu schlafen. Ich kann mich nicht daran erinnern je in meinem Leben so kalt gehabt zu haben. Der Wind drang ins Zelt ein, und somit auch sämtliche Kälte, die Temperaturen fielen nachts etwas unter 0°. Ich fragte mich, ab wann man wohl Erfrierungen bekam, mein ganzer Körper fühlte sich taub an, ich hatte wirklich das Gefühl meine Zehen würden einfach abfallen. Ich rutschte mit meinem Schlafsack näher an Simons‘, was mir etwas mehr Wärme verschaffte, sodass ich einschlafen konnte. Am nächsten Morgen war mir nicht mehr so kalt, doch wollte ich ungern aus meinem warmen Schlafsack herraus. Wir beschlossen den unangenehmen Teil so schnell wie möglich hinter uns zu bringen, zogen uns schnell an, frühstücken, und machten uns bereit weiterzulaufen. Der Sonnenaufgang war wunderschön. Als wir aufwachten war der Himmel leicht rosa, und dann kam irgendwann hinter einem Berg die Sonne hervor, und brachte die ganze Umgebung zum Glitzern. Doch konnten wir denn Anblick nicht allzu lang genießen, da wir einen langen Weg vor uns hatten. Wir wollten zum sog. Enladrillado und danach noch zu einer Laguna. Für das erste Stück hatten wir 2 Stunden eingeplant, dann wollten wir eine Pause machen und weiter zur Lagune. Zunächst ging es steil bergauf, was ich auch nicht anders erwartet hätte, da sich der Enladrillado etwas höher befand. Als es nach einer Stunde immer noch steil bergauf ging, begann ich mich zu fragen, ob das wirklich der richtige Weg war. Wir waren längst über die Baumgrenze hinaus, und ich hatte nicht genug Sonnencreme dabei. Zurück konnten wir allerdings auch nicht, da der Weg zum Absteigen zu gefährlich war. Also mussten wir weitergehen, der Schnee wurde immer tiefer, der Weg immer steiler. Ich spürte, dass ich langsam keine Kraft mehr hatte. Ich konnte einfach nur hoffen, das wir bald da waren. Weitere 2 Stunden später waren wir am Enladrillado. Ich hatte das Gefühl gleich zu sterben, einfach umzufallen und tot zu sein. Ich setze mich auf einen Stein, drehte mich um, und sah den Weg, den wir hochgekommen waren. Die Aussicht war gigantisch, wir waren auf dem Gipfel eines riesigen Berges, den wir schon von Weitem gesehen hatten. Mir fiel auf, wie hoch wir tatsächlich waren, ich sah auf die Karte und stellte fest, dass wir nach 3 Stunden auf einer Höhe von 2500m waren. Wir machten Rast, und genossen noch eine ganze Weile die Aussicht, und vor allem die Stille, denn dort oben hörte man nichts. Als wir weitergingen trafen wir auf eine Gruppe anderer Wanderer, und fragten sie, wie weit die Lagune noch weg sei. Wir erfuhren, dass man zur Lagune ca. 2 Stunden, und für den Abstieg dann nochmal 3 Stunden benötigte. Ich machte mir wirklich ernsthaft Gedanken darüber, ob ich das schaffen würde, denn ich hatte ja jetzt schon das Gefühl nicht mehr weitergehen zu können. Aber, ich hatte ja keine andere Wahl, als weiterzugehen. Der Weg zur Lagune war recht leicht, ich meine weiter hinauf konnten wir schließlich nicht. Doch, was wir dann sahen, war ein bisschen enttäuschend, da die Lagune, wie auch bereits der Enladrillado total zugeschneit war. Es war aber nicht weiter schlimm, da die Aussicht immer faszinierender wurde. Wir machten uns rasch an den Abstieg, denn es wurde bald dunkel. 3 Stunden später, und bei Einbruch der Dunkelheit waren wir im Camp. Im letzten Licht des Tages bauten wir unser Zelt auf. Wir aßen etwas und schliefen dann sofort, denn selbst zum Reden waren wir nicht mehr fähig (wir wollten eigentlich noch ein Video machen). Ich glaube ich war noch nie in meinem Leben so fertig und kaputt, und mir machte auch die Kälte nichts mehr aus, ich wollte einfach nur bewegungslos in meinem Schlafsack liegen. Am nächsten Tag, machten wir uns auf den Weg, der aus dem Park herausführt. Der Weg war angenehm, vor allem, weil der Schnee größtenteils weggetaut war. Wir meldeten uns in der Administración ab, und gingen zur Bushaltestelle, wo wir den Bus nach Talca nahmen. Den Rest des Tages verbrachten wir in Talca, das mir nicht besonders gefallen hat, und nahmen abends den Bus nach Santiago. Doch abschließend will ich noch eins sagen: dieser Park bietet natürlich ein wunderbares Naturerlebnis (vor allem auch, weil es an den Zeltplätzen keine Duschen und Toiletten gibt), man bezahlt aber auch körperlich einen hohen Preis dafür. Also kurz, wer auf Schmerz, Kälte und Selbstkasteiung steht, ist in diesem Park genau richtig…

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